SS-Liedzeile in Werbung zum Burschenbundball

Im Werbeheft zum rechtsextremen Linzer Burschenbundball erscheint eine Werbung der „Kepler Society“, dem Alumniclub der Johann Kepler Universität, mit dem Textteil „…so bleiben wir doch treu.“
Die ganze Textzeile des SS-Treueliedes lautet:
„Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu.“
Diese Zeile findet sich im offiziellen Liederbuch der Waffen-SS, so wie auch auf diversen Gegenständen der SS, wie auf einem in der Wewelsburg ausgestellten Zierteller.
Auf die Erklärung des Präsidenten des Burschenbundballes, Franz Obermayr (FPÖ) sind wir schon gespannt.
Dass das Lied aus dem Jahre 1814 stammt, stimmt tatsächlich, allerdings wurde es nicht nur im Nachkriegsdeutschland von der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS“ (HIAG) intern und öffentlich weitergenutzt.
Aufmerksam gemacht worden von:
Thomas Diesenreiter/Twitter

Aktuelle NS-Diktion von Strache und Gudenus und Reaktionen mit Kastrationsforderung für alle Muslime

„Zum großen Bösen kamen die Menschen nie mit einem Schritt, sondern mit vielen kleinen, von denen jeder zu klein schien, für eine große Empörung.“

(Michael Köhlmeier in seiner Rede am 4. Mai 2018 beim Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Österreichischen Parlament)
Transkript von Sabine Beck

 

Just am Tag, an dem Michael Köhlmeier seine grandiose wie treffende Rede im Parlament hielt - am Tag der Retourkutsche der FPÖ, „Köhlmeier würde den Holocaust verharmlosen„, posten Vizekanzler Strache und Johann Gudenus (FPÖ) das selbe Bild und den selben Text gegen den designierten Wiener Bürgermeister und Parteivorsitzenden der SPÖ Wien, Michael Ludwig.


Strache und Gudenus - beide Burschenschafter - verwenden nicht nur das zur Verhetzung gegen den Islam bzw. Muslime erfundene Phantasiewort „Islamisierung“, sondern auch „Überfremdung“.

„Überfremdung“ ist eines der Wörter, die ausschließlich im Nationalsozialismus bzw. auch schon davor in Bezug auf „Reinhaltung der Rasse“ insbesondere vor Juden verwendet wurden. „Überfremdung“ war im politischen Sinne nie positiv oder auch nur neutral besetzt. Es war auch nie akzeptabel. „Überfremdung“ im politischen Sinne, findet heute ausschließlich in antisemitischer, rassistischer und antiislamischer Propaganda seine Verwendung.

Die deutsche Volkstumsforschung, besonders die Ostforschung und die Volks- und Kulturbodenforschung, verstand sich seit den 1920er Jahren als dem „Deutschtum“ verpflichtete „kämpfende Wissenschaft“ (Werner Conze, Theodor Schieder, Walter Frank). Sie versuchte nun, „Überfremdung“ als wissenschaftlichen Begriff zu etablieren. Man stellte damit Prozesse der Integration und der Assimilierung als Gefahr dar, die eine „Umvolkung“ deutscher „Volksgruppen“ bewirken könne. Dazu wurden Begriffe wie „Volksgemeinschaft“, „Lebensraum“, „Kulturraum“, „Brauchtum“ oder „Gesittung“ entwickelt, die vor „Überfremdung“ geschützt werden sollten.

1925 nahm der deutsche Akademikertag einstimmig einen Antrag an, in dem es hieß:

„Der Überfremdung der deutschen Hochschulen durch jüdische Lehrkräfte und Studierende ist ein Riegel vorzuschieben. Weitere Lehrer jüdischer Abstammung sind nicht mehr zu berufen. Für die Studierenden ist der Numerus Clausus einzuführen.“

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1933 sprach NS-Reichspropagandaminister Joseph Goebbels von einer

„Überfremdung des deutschen Geisteslebens durch das Judentum“.

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1934 erklärte der Duden „Überfremdung“ als das „Eindringen Fremdrassiger

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1993 wählte die Gesellschaft für deutsche Sprache den Begriff „Überfremdung“ zum „Unwort des Jahres“: „Dieser Begriff dient immer wieder als Pseudoargument für die dumpfe Angst mancher Deutschen, daß sie von angeblich minderwertigen Ausländern majorisiert werden.“

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1997, seit Mitte September, kursiert in der bundesdeutschen Naziszene sowie in der sog. Braunzone eines der übelsten rassistischen und antisemitischen Hetzpamphlete, das, mit Namensnennung von Unterstützern, in den letzten Jahren erschienen ist:
der „Aufruf an alle Deutschen zur Notwehr gegen die Überfremdung„.

In dem Pamphlet ist gleich zu Beginn klar, worum es geht: „Wir, die Unterzeichner, rufen alle Volkstreuen Deutschen zur Notwehr auf gegen den von der Staatsführung amtlich geplanten und mit brutalen Methoden durchgeführten Völkermord am Deutschen Volke“.

Unterzeichnet (und mit mindestens 1000 DM finanziell unterstützt) ist das faschistische Pamphlet u.a. von Helmut Schröcke aus Kottgeisering, früher schon Mitinitiator des rassistischen „Heidelberger Manifests“ und Mitglied und Senator im Witikobund.

Und hier schließt sich der Kreis wieder, denn der oberösterreichische FPÖ-Chef und Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner ist nicht nur Mitglied des Corps Alemannia Wien zu Linz, in dem auch SA-Sturmführer Horst Wessel Mitglied war. Haimbuchner, der 2016 den SS-Brigadeführer und Gründer der FPÖ, Anton Reinthaller ehrte, ist auch noch stellvertretender Obmann des Witikobundes.

 

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1999 affichierte die FPÖ unter Jörg Haider ein Plakat mit der Aufschrift „Stop der Überfremdung!“

 

Sucht man unter „Überfremdung FPÖ“,

wird man schnell fündig und findet bei der FPÖ Linz, Artikel des Linzer FPÖ-Chefs und Vizebürgermeisters Detlev Wimmer (B! Arminia Czernowitz) mit dem Schlagwort „Überfremdung“:

 

Auch sonst findet sich das Wort „Überfremdung“ heutzutage ausschließlich im rechtsextremen bzw. neonazistischen Umfeld:

Und eben bei der FPÖ.

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Hier gibt es noch ein paar Reaktionen auf die „Überfremdungspostings“.
Interessant wie bezeichnend ist, dass die FPÖ-Politikerin Ursula Stenzel nicht im geringsten auf den direkt darüber sichtbaren Kommentar eingeht, der Kastration für alle zu uns kommenden Muslime fordert.