„Ein Durchbruchsversuch von „mindestens 20.000 Migranten“ an diesem
Grenzübergang Richtung Mitteleuropa könnte kurz bevorstehen.
95 Prozent dieser Migranten, die da durchbrechen wollen, sind junge Männer, fast alle mit Messer bewaffnet.“
Steht in einem Artikel von Krone-Online Chefredakteur Richard Schmitt am 4.11.2018 in der Kronen Zeitung (Print und Online) zu lesen. Immer noch, denn Schmitt denkt nicht daran, diesen zusammengebastelten Fake Artikel vom Netz zu nehmen und eine Richtigstellung zu veröffentlichen.
Schmitt beruft sich auf „die Analysten der Gruppe III (Migration) im Innenministerium in Wien„, die angeblich behaupten, 20.000 Migranten würden an der Bosnisch/Kroatischen Grenze auf die Stürmung Europas warten.
Die einzigen Belege sind zwei Standbilder aus Videos von Tumulten an besagter Grenze und ein wüst zusammengebasteltes Video mit Ausschnitten der Tumulte und von Herbert Kickls Grenzsicherungsübung.
Wahrheit?
Nein, natürlich nicht.
Alleine der gesunde Menschenverstand sagt einem schon, dass bei dieser angeblichen Bedrohungslage und diesen Phantasiezahlen längst etwas über Zusammenrottungen und anwachsende Menschenzahlen an der Grenze bekannt geworden sein müsste.
Wir recherchierten sofort über diese Vorfälle und fanden: Nichts dergleichen.
Nichts?
Nicht ganz. Wir konnten lediglich Meldungen von Medien aus der Region finden, die von einer versuchten Grenzstürmung am bosnisch/kroatischen Grenzübergang Maljevac am 24.10.2018 berichteten. Je nach Meldung waren es 200-250 Menschen, die die Grenze von Bosnien in Richtung Kroatien zu überwinden versuchten. Es gab Verletzte auf beiden Seiten, ein Polizist wurde dabei mit einem Messer verletzt, die kroatische Polizei konnte die Flüchtlinge letztendlich stoppen.
Keine Rede von einer Invasion 20.000 messerschwingender Männer, kein Hinweis auf eine anwachsende Bedrohungslage.
Noch am Tag des Erscheinens des Krone-Artikels postete Stefan Hermann, Landtagsabgeordneter und Klubobmann des Freiheitlichen Landtagsklubs Steiermark, diesen Artikel und kommentierte ihn uA. mit „besorgt über Durchbruchsversuch von 20.000 Migranten„, als hätte dieser tatsächlich stattgefunden.
Die Kommentare der von ihm und der Kronen Zeitung verhetzten FPÖ-WählerInnen dazu, finden Sie am Ende des Artikels.
Interessant ist, dass sämtliche dieser Gewaltkommentare seit bis zu 24 Tagen ungelöscht immer noch zu lesen sind, seltsamerweise aber Kommentare von KritikerInnen entfernt wurden.
Am 5.11.2018 nahm sich Hörfunkorrespondent Srdjan Govedarica der ARD Wien | Südosteuropa der Sache an und recherchierte in seinem Artikel:
- Die Zahl 20.000 bezieht sich auf die seit Anfang 2018 in Bosnien und Herzegowina registrierten Flüchtlinge.
- Derzeit halten sich ca. 5.000 Flüchtlinge aufgeteilt auf das gesamte Gebiet von Bosnien und Herzegowina auf.
- Nachgefragt wurde beim UNHCR in Sarajevo und Wien.
- Die „Kronen Zeitung“ hat nach Angaben des UNHCR dort keine Informationen eingeholt – weder in Sarajevo, noch in Wien.
Auf diese Recherche angesprochen, reagiert Richard Schmitt nur patzig, droht, bezichtigt Kritiker des Hasses und verweist auf den Krone Artikel, die darin enthaltenen Fotos und das Video, die wir bereits kennen.
Neue Erkenntnisse kann er nicht vorlegen. Keine Belege, keine Fakten. Nichts.
Dieselbe Strategie bei Kronen Zeitung und FPÖ:
- Geschichten mit zweifelhaftem Wahrheitsgehalt zur Stimmungsmache und Verhetzung in Umlauf bringen.
- Kritiker diffamieren, ihnen drohen und sie auf Social Media blockieren.
- Fakten nicht gelten lassen.
- Richtigstellungen erst bei gerichtlichem Urteil veröffentlichen.
- Originalmeldung trotzdem stehen lassen.
Gibt es keinen Presserat in Ö?
Muss hier nicht sofort der FB-Accountinhaber die Gewaltaufrufe löschen (lassen)?
Der kroatische Presserat hat gerade einem Fernsehsender wegen genau dieser Hassreden und FakeNews ein 24-stuendiges Sendeverbot erteilt. So macht man das.
Doch, es gibt einen Presserat in Österreich, der die Kronenzeitung schon unzählige Male verurteilt hat.
Allerdings bleiben Urteile des Presserats ohne Sanktionen und die Kronen Zeitung ist logischerweise auch kein Mitglied des österreichischen Presserats.